Weltpremiere: Astor Piazzollas „Vier Jahreszeiten aus Buenos Aires“ in neuer Orchestrierung von Per Arne Glorvigen

Weltpremiere: Astor Piazzollas „Vier Jahreszeiten aus Buenos Aires“ in neuer Orchestrierung von Per Arne Glorvigen

Zum ersten Mal erklingen Astor Piazzollas Cuatro Estaciones Porteñas – die „Jahreszeiten in Buenos Aires“ – in einer Fassung für Bandoneon und volles Sinfonieorchester!

Der norwegische Bandoneonist Per Arne Glorvigen – einer der führenden Interpreten seines Instruments – hat das Werk eigens für das nächste Sinfoniekonzert des Kieler Theaters am 2. November 2025 unter Leitung Eckehard Stier neu orchestriert. Piazzolla selbst spielte die vier Stücke 1969 nur einmal in der ursprünglichen Quintettbesetzung in einem Konzert und ließ sie danach nie wieder als Zyklus aufführen und auch nicht für Orchester einrichten. Offenbar war er mit der dramaturgischen Abfolge nicht ganz zufrieden: Frühling und Herbst erschienen ihm zu ähnlich, das Verano Porteño erinnerte zu sehr an sein berühmtes Adiós Nonino, und das Invierno endet in einem geradezu sentimentalen Schluss, den Glorvigen in seiner Version überarbeitet hat.

Glorvigens neue Orchestrierung bringt daher eine gänzlich neue Klangdimension ins Spiel: farbenreich, frisch und voller Energie. Das Orchester erhält zahlreiche solistische und kammermusikalische Parts, die die tänzerische Spannung des Tangos mit der Tiefe symphonischer Klangkunst verbinden. Die gewählte Reihenfolge – Frühling, Herbst, Winter, Sommer – folgt dabei einer musikalisch überzeugenden Logik, die den Zyklus als geschlossenes Ganzes erfahrbar macht.

Per Arne Glorvigen studierte Orchestrierung bei Guillaume Connesson in Paris. Nach Studien in Oslo (Akkordeon und Gitarre) begegnete er dort dem argentinischen Bandoneon-Meister Juan José Mosalini, bei dem er seine Ausbildung fortsetzte. Aufenthalte in Buenos Aires sowie Begegnungen mit Tangolegenden wie Piazzolla, Pugliese und Salgán und die enge Freundschaft mit dem Dichter und Tangohistoriker Horacio Ferrer prägten seinen künstlerischen Weg nachhaltig.

Heute zählt Glorvigen zu den bedeutendsten Bandoneonisten Europas. Neben seiner internationalen Konzerttätigkeit widmet er sich zunehmend auch dem Komponieren – seine Werke werden regelmäßig in ganz Europa aufgeführt.

Hafenstadt Buenos Aires

2. Philharmonisches Konzert

ca. 2 Stunden 15 Minuten inkl. Pause

So 02.11. 11:00 Karten

Buenos Aires

Leon Zmelty (*1997)
»Tangueando« (Uraufführung)

Antonio Vivaldi (1678–1741)
»Le quattro stagioni« op. 8 (Die vier Jahreszeiten)

Astor Piazzolla (1921–1992)
»Las Cuatro Estaciones Portenas« (Die vier Jahreszeiten von Buenos Aires)

Alberto Ginastera (1916–1983)
»Variaciones concertantes« op. 23

Lalo Schifrin (*1932)
Filmmusik aus »Mission Impossible«

Violine Dongyoung Lee
Bandoneon Per Arne Glorvigen
Philharmonisches Orchester Kiel

 

»Hafenstädte sind Orte, an denen die Welt zusammenkommt, an denen sich Handelsrouten und Sehnsüchte treffen. Die Stadt, für die dies besonders gilt, ist Buenos Aires, gegründet Mitte des 16. Jahrhunderts von spanischen Seefahrern, vermutlich auf der verzweifelten Suche nach einem malariafreien Ort in Südamerika. Jahrhundertelang blieb Buenos Aires Sehnsuchtsort und Fluchtpunkt für Menschen aus der ganzen Welt. Im 20. Jahrhundert beherbergte Buenos Aires nicht nur die größte jüdische Gemeinde Südamerikas, sondern war gleichzeitig Hauptexilort für geflohene Nationalsozialisten nach Ende des Zweiten Weltkriegs.«
So porträtiert Leon Zmelty die Hafenstadt und lässt das Publikum in seiner Neukomposition »Tangueando« in Buenos Aires anlanden.

Die wohl berühmtesten Violinkonzerte überhaupt sind »Die vier Jahreszeiten« von Antonio Vivaldi. Diese werden durch den argentinischen Komponisten Astor Piazzolla nach Buenos Aires verfrachtet. In »Las Cuatro Estaciones Porteñas« wird die Solovioline dabei durch ein Bandoneon ausgetauscht, Melodien übernommen und verfremdet. Diese Brücke von 1725 nach 1965 und über den Atlantischen Ozean zeigt, wie musikalischer und kultureller Austausch über die Grenzen von Staaten und Kontinenten hinweg funktioniert.
Die »Variaciones concertantes«, die Alberto Ginastera 1953 komponierte, zeigen die solistischen Fähigkeiten im Orchester in einem unterhaltsamen Wechselspiel. Ginastera verwebt darin seine argentinische, folkloristische Klangsprache und Modernität.

Internationalen Erfolg feierte der in Buenos Aires geborene Lalo Schifrin, der in den USA mit zahlreichen Filmmusiken bekannt wurde. Seine Kompositionen, darunter die legendäre Titelmelodie zu »Mission Impossible« vereinen südamerikanische Leidenschaft und rhythmische Raffinesse mit der Opulenz des Hollywood-Kinos.